Unsere Bille
*23.08.1995 - † 05.12.2009
„Mit Liebe, immer mit Liebe!“
Als 9jähriger Knirps habe ich meinen Eltern dieses Leitprinzip unserer Hundeerziehung gerne vorgehalten, wenn die damals noch ganz kleine Bille wieder einmal ihren eigenen Willen durchsetzte.
Nötig waren meine Vorhaltungen aber nie, denn Bille eroberte die Herzen unserer Familie im Sturm und wurde ganz schnell ein Teil von uns. Und das nicht obwohl, sondern gerade weil sie wie wir
alle eigensinnig war und ihre liebenswerten Marotten hatte.
So waren verschlossene Türen gar nicht Billes Ding, was sie uns immer wieder durch Kratzen und Schaben signalisierte. Falls man das ignorierte oder sich gar einen Spaß erlaubte und ihre Pfoten in
ein altes Paar Socken verpackte, wechselte sie zu rhythmischen Mach-Auf-Bellern, frei nach dem Motto „Jetzt erst recht“.
Wir liebten diese freche Rübe, und Bille liebte uns. Wenn ich von der fernen Uni Greifswald endlich wieder einmal nach Hause kam, dann freute sie sich nicht einfach, sondern sie lebte regelrecht
auf. Schon ein leises „Papa/Mama da!“ reichte aus, um sie zu unserer Haustür wetzen zu sehen.
Bille zeigte sich mitunter auch ein bisschen eigentümlich um uns besorgt. Gerne fischte sie unsere gebrauchten Taschentücher aus den Mülleimern und zerfledderte sie in ihre Einzelteile, um ja
sicherzustellen, dass keiner von uns Nasenbluten hatte. Danke dafür, Bille! Böse sein konnte man ihr sowieso nie.
Selbst als Bille mir eine ziemlich übel riechende „Liebkosung“ auf meinen Schulbüchern hinterlassen hatte (und das ausgerechnet am Tag der Bücherabgabe), schaute ich nur in ihre braunen Augen und
hätte am liebsten mit ihr eingeklatscht. Wie könnte man nur mit ihr schimpfen?
Kennzeichnend für Bille war neben ihren Marotten ganz besonders ihr sanftes, warmes Wesen. Sie ließ „einfach alles mit sich machen“, wie mein Vater gerne sagte. Wir konnten mit ihr spielen,
irrsinnige Berge in Spanien erklimmen, sie in Restaurants bei uns haben, mit ihr zusammen im Auto schlafen, sie als Heizdecke umfunktionieren und sie mit einer roten Mütze auf dem Kopf zum
Weihnachtswauwau erklären. Bille nahm wie selbstverständlich an nahezu all unseren Familienaktivitäten teil – und war so begeistert dabei, dass sie sich im Familienfußball in der Tabelle noch vor
meiner Schwester Julia platzierte.
Wenn ich jetzt all dies über meine Bille schreibe, über meinen Hund, der 14 Jahre meines Lebens bei mir war und mir so unglaublich viel bedeutet hat, bin ich zum Einen den Tränen nahe. Zum
Anderen aber bin ich fest davon überzeugt, dass nicht nur wir mit Bille den perfekten Hund hatten, sondern dass auch sie bei uns ein wunderschönes Leben hatte. Am 05. Dezember 2009 ist unsere
Bille gestorben. Sie wurde uns nicht unerwartet aus dem Leben gerissen, sondern hat uns nach einem langen, aber zugleich viel zu kurzen Hundeleben „Lebe Wohl“ gesagt.
Was uns nun bleibt, sind unzählige schöne Erinnerungen. Wir werden sie niemals vergessen und jedes Mal, wenn wir an sie denken, dann mit Liebe, immer mit Liebe.
Joschka Jasper