Ein authentischer Hütehund

Der Charakter des Gos d’Atura Català ist der eines typischen Hütehundes, der aktiv, aber nicht hy­peraktiv ist, insgesamt ausgeglichen, gänzlich kontrollierbar und sehr gehorsam ist. Zudem soll er nach Möglichkeit nur einen Herrn akzeptieren - ein Merkmal, das bei männlichen Hunden häufiger als bei weiblichen auftritt. Wenn er während der ersten Phase seines Lebens vielfältige Kontakte mit verschiedenen Personen hat, verändert sich dieses Moment leicht. Der Gos d’Atura ist keineswegs eine künstlich entwickelte Rasse und ist ebensowenig nach Auswahlkriterien entwickelt worden, die sich an Modeerscheinungen und persönlichen Geschmacksrichtungen orientieren. Er ist vielmehr einer Rasse zugehörig, die wir noch heute in natürlichem Zustand vorfinden, das heißt, dass die Selektion im Laufe der Jahre in der Arbeit mit Herden verschiedener Tierrassen - Schafen, Ziegen, Kühen, Pferden, Schweinen und Gänsen - stattgefunden hat und durch verschiedene Situationen und das natürliche Umfeld geprägt worden ist. Wenn wir die Rasse klar umreißen wollen, so finden wir ein gemeinsames Verhaltensmuster und einige identische Basisinstinkte, aber die Funktionen waren nicht genau die gleichen, und das, was man von den Hunden forderte, war ebenfalls nicht gleich. Ein Hund, der nur dazu eingesetzt wird, ein Dutzend Kühe aus dem Stall zu holen und auf das Feld zum Grasen zu geleiten, oder einfach nur zur Tränke - eine durchaus normale Sache auf kleinen Bauernhöfen oder in Familienbetrieben -‚ arbeitet anders als ein Hund, der an langen Arbeitstagen Schafherden bewacht, die häufig 700 oder 800 Tiere übersteigen, und die einen Hund mit hoher Aktivität und einem Temperament erfordern, das sich deutlich von dem unterscheidet, das wir zuvor erwähnt haben.

Fiasko
Fiasko

In den mehr als 25 Jahren, die seit den Beginn der Selektions- und Zuchtarbeit vergangen sind, ist es stets die Hauptzielsetzung der Züchter gewesen, den Charakter des Hundes zu optimieren, so dass er sich, ohne seine Instinkte oder seine Arbeitsfähigkeit zu verlieren, bestens an seine gegenwärtige und am weitesten verbreitete Funktion anpaßt, welche die des Farnilienhundes ist, und nicht die eines exzellenten Ausstellungshundes, der jeden Tag mehr Anhänger innerhalb und außerhalb unserer Grenzen gewinnt. Eine weitere Aktivität, die wir nicht vergessen dürfen, und die unserem Gos d’Atura die Möglichkeit bietet, weiterhin mit seinem Herrn zu arbeiten, ist der „agility“ Sport, der von unserem Hund stark genutzt wird; wir haben gegenwärtig in Spanien mehr als hundert Teilnehmer am „agility“ Sport mit dem Gos d’Atura.
 
Der Gos d’Atura ist im Großen und Ganzen grundsätzlich ein Hütehund gewesen, ein Hund, dessen Instinkt, mit dem ganzen Maul zu beißen, und danach den Kopf von der einen zur anderen Seite zu schütteln, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, sich gewandelt hat zu einer Art Zangenbiss, der nur mit den Schneidezähnen ausgeführt wird, und zu sofortigem Loslassen führt. Dieses Bissverhalten wird von allen „carea“ Hunden angewandt.

 

In Wettbewerben zur Arbeit mit Schafen stellt ein übermäßiger Biss mit dem gesamten Maul ein Kriterium für die Disqualifikation des Teilnehmers dar. Von den Rassen der ersten Gruppe arbeiten nicht mehr alle Hunde als Schäferhunde, einige von ihnen sind als Wach- und Schutzhunde ausgewählt worden, was ihr eigentliches Wesen verändert hat.

Ich möchte betonen, dass die Rassen dieser Gruppe, die mit Kühen und Pferden arbeiten müssen, gelegentlich mit einem stärkeren Biss eine strengere Züchtigung vornehmen müssen, um sich den nötigen Respekt beim Vieh zu verschaffen. Dies ist der Fall bei Hunden, die mit Ochsenhirten arbeiten oder in Herden mit großer Stückzahl.

(Don) Carlos
(Don) Carlos

Angesichts der Tatsache, dass man gegenwärtig in unserem Land bedauerlicherweise von aggressiven und gefährlichen Hunden spricht, muß ich darum bitten, dass die Personen, die mit ihrer Meinung oder ihrem Ratschlag dazu beigetragen haben, dass der Gos d’Atura auf irgendwelchen Listen als gefährlicher Hund geführt wird, diese Fehleinschätzung sofort korrigieren, da sie von großer Unkenntnis des Hundes zeugt. In Katalonien, wo Tausende Exemplare dieser Rasse leben, und wo man als einem der ersten Orte ein Gesetz zu diesem Thema ausgearbeitet hat, wird diese Rasse mit keinem Wort erwähnt. In seiner Größe und seinem Charakter ähnelt der Gos d‘Atura eher dem Bearded Collie, dem Rough Collie, dem Border und dem polnischen Nizini, die von niemandem als aggressive Hunde eingeschätzt worden sind.

 

Die Leute, die einen Gos d‘Atura als Familienhund zu Hause gehabt haben, sind diejenigen, die die Rasse fortführen; es gibt wenige so vollständige Rassen. Heutzutage machen Eigenheiten und Mo­deerscheinungen Hunde, die nicht für das Familienleben geeignet sind, zu Opfern der Laune von Leuten, denen der Hund auf dem Foto gefallen hat, und die nicht darüber nachgedacht haben, ob es sich um ein Tier handelt, das inmitten der Stadt oder in einem Appartement gehalten werden kann. Unsere Rasse bedarf der Aufmerksamkeit in Bezug auf einige grundlegende Fragen.

Ein Gos d‘Atu­ra ist kein lästiger Hund, der ständig Aufmerksamkeit fordert, aber es gefällt ihm nicht, sich an den Rand gedrängt zu fühlen. Wenn man auf dem Sofa liest, ist der Hund ruhig an deiner Seite, und es ist möglich, dass du dich nicht daran erinnerst, ihn in der Nähe zu haben. In dem Moment, wo du ihm die Leine zeigst und „vamos“ sagst, wird er sofort, bereit sein, loszugehen und dich überall hin zu begleiten. Außerdem fährt er gerne Auto, und ein: paar tägliche Spaziergänge sind hinreichend, damit er in Form bleibt und sich während des Tages im Hause ruhig verhält. Selbstverständlich ist es besser, wenn es beim Haus eine Terrasse oder einen Innenhof gibt.
 
Es sind Hunde, die bis zu einem gewissen Grad die Spiele der Kinder akzeptieren, bis auf eine Aus­nahme, und die findet sich nicht nur bei dieser Rasse, sondern auch bei jedem anderen Hundetyp. Das ist der Fall des Machos, der die hierarchische Ordnung in der Familie nicht richtig verstanden hat, das heißt, er betrachtet die kleineren und schwächeren Mitglieder der Gruppe als ihm unterle­gen. Schon in den ersten Tagen, die der Welpe im Hause ist, wird er seinen Anspruch auf eine zu­künftige Führungsposition demonstrieren. In diesem Fall müssen wir schnell und entschieden ein­schreiten oder die Angelegenheit einem Fachmann übertragen.
 
Ein Aspekt, den wir trotz der verschiedenen wahrgenommenen Tätigkeitsbereiche als Begleithund, Ausstellungshund, Hütehund, als Spürhund bei der Suche nach vermißten Personen und bei der Entdeckung von Sprengstoffen oder bei „agility“ Wettbewerben nicht aus den Augen verlieren dür­fen, ist die Tatsache, dass es sich um eine der wenigen Rassen handelt, bei der sich die Wesenszüge nicht durch die unterschiedlichen Arbeitsfunktionen auseinander entwickelt haben. Beim Gos d‘Atura zeigt sich momentan, dass einer der besten gegenwärtigen Ausstellungshunde bei Schönheitswettbewerben aus dem gleichen Wurf stammt wie der Zweitplazierte bei den Hütehundewett­bewerben von Katalonien, und eine weitere Schwester der beiden erzielt momentan gute Ergebnisse bei den „agility‘ Wettbewerben. Die Tatsache, dass der Gos d‘Atura während vieler Generationen als Arbeitshund eingesetzt worden ist, hat dazu geführt, dass als wichtigstes Wesensmerkmal seine Effektivität, seine Arbeitsfähigkeit, sein Gehorsam und - zweifelsohne - seine Intelligenz herausge­stellt werden. Nun können wir, die Liebhaber dieses Hundes, uns darüber freuen, dass sich tagtäg­lich mehr Türen in verschiedenen Ländern öffnen, wo der Gos d‘Atura als eine Rasse geschätzt wird, die immer mehr Leute gern ihr eigen nennen würden, während jedoch hier, in seiner Heimat, manches weniger geschätzt wird, als das was aus dem Ausland kommt. Mögen wir fähig sein, diese Einstellung zu ändern und unsere eigenen Werte höher einzuschätzen.
 
(AGUSTI TONJETTI)

Übersetzung im Auftrag des Clubs CGC e.V., ehemals CCH e.V.


Übersetzung von Sylvia Sievers, Leck