Babesiose

(auch genannt Piroplasmose oder Hunde-Malaria)

Erreger

 

Babesien sind einzellige Parasiten, Protozoen, die nach der Infektion die roten Blutkörperchen ihrer Wirte befallen, sich in diesen vermehren und sie zerstören.

Man unterscheidet große und kleine Babesien. Babesia canis canis gehört zu den großen Babesien und verursacht meist akute, lebensbedrohliche Erkrankungen bei Hunden. Weitere Babesienarten, die bei Hunden in Europa klinische Symptome hervorrufen können sind Babesia canis vogeli, Babesia gibsoni und Theileria annae (Vorkommen besonders in Spanien).

 

Überträger

 

Weibliche Auwaldzecke

Babesia canis canis wird von der Auwaldzecke, Dermacentor reticulatus, übertragen, einer Zeckenart, die sich in den letzten Jahren vermehrt in Deutschland ausbreitet.

Babesia canis vogeli und Babesia gibsoni sind an die im gesamten Mittelmeergebiet verbreitete Braune Hundezecke, Rhipicephalus sanguineus (siehe auch unter 'Ehrlichiose'), adaptiert und Theileria annae wird von der Igelzecke übertragen.

Infizierte Zecken tragen Vorstufen von Babesien, sogenannte „Sporozoiten“, in ihren Speicheldrüsen. Durch die Blutaufnahme während des Saugaktes reifen sie innerhalb von 48 bis 72 Stunden heran und werden dann mit dem Speichel auf den Hund übertragen.

Eine intrauterine Übertragung von Babesien von einer Hündin auf ihre Welpen ist möglich, ebenfalls die Übertragung durch infizierte Blutkonserven.

 

 

Vorkommen


Babesiose war früher eine typische „Reisekrankheit“. Verbreitungsgebiete waren – und sind es auch heute noch – Südeuropa und ganz besonders Frankreich und Ungarn.
In den letzten Jahren treten gehäuft (ca. 300 – 400 Fälle pro Jahr) Infektionen mit Babesia canis canis auch in Deutschland (besonders im Saarland und Oberrheingebiet) auf, was auf die Ausbreitung der Überträgerzecke, der Auwaldzecke, Dermacentor reticulatus, zurückzuführen ist. Auch in Österreich und der Schweiz ist es zu Erkrankungen durch Babesien gekommen.

 

 

Inkubationszeit


Etwa ein bis drei Wochen.

 

 

Klinisches Bild


Perakute (plötzliche Todesfälle ohne vorausgehende Krankheitssymptome), akute, chronische und subklinische Verlaufsformen kommen vor. Bei Infektionen mit Babesia canis canis ist ein akuter Verlauf mit hohem Fieber (bis 42°C), Kreislaufstörungen und Atemnot häufig.
Da die Parasiten die roten Blutkörperchen zerstören, kommt es zur lebensbedrohlichen Anämie. Blutfarbstoff und weitere Abbauprodukte der Erythrozyten werden über die Niere ausgeschieden: Der Urin ist daher rotbraun gefärbt bis „colafarben“!

Bei akuten Formen entwickelt sich häufig eine Niereninsuffizienz.

Überleben erkrankte Hunde das akute Stadium, entwickelt sich eine Gelbsucht (Ikterus).

uch zentralnervöse Erscheinungen wie epileptiforme Krämpfe und Lähmungen können auftreten.
Unbehandelt führt die Erkrankung meist innerhalb weniger Tage zum Tod.
Schnelle Diagnose und sofortige Therapie sind daher gerade bei dieser Erkrankung lebensrettend! Chronische Verlaufsformen und Infektionen mit weniger pathogenen Babesienarten äußern sich in wiederkehrenden Fieberschüben, milder Anämie, Schwäche, wechselndem Appetit, Leistungsschwäche, Abmagerung und Leber- und Milzschwellung über Monate.

 

 

Diagnose


Die schnellste Diagnose bei einem akut erkrankten Hund kann mit Hilfe eines gefärbten Blutausstriches direkt in der Praxis erfolgen. Idealerweise entnimmt man für diese Untersuchung Kapillarblut vom Ohrrand oder aus dem Pfotenballen. Mit einiger Übung kann man bei diesem Vorgehen große und kleine Babesien unterscheiden.
Sicherer, aber entsprechend aufwändiger, ist der direkte Nachweis der Blutparasiten mit der PCR Untersuchung im Labor.

Der indirekte Erreger-Nachweis durch Antikörper im Blutserum ist ungeeignet, denn diese werden erst etwa 10 – 14 Tage nach erfolgter Infektion gebildet. Das heißt, bei akuten Infektionen liegen oft noch gar keine Antikörper vor! Nur bei chronischen Verlaufsformen ist diese Untersuchung sinnvoll.

Bei Routineuntersuchungen werden die verschiedenen Babesienarten im Labor nicht spezifiziert.

Im Blutbild zeigt sich typischerweise eine Anämie (Mangel an roten Blutkörperchen) und eine Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen).
Je nach Krankheitsverlauf sind auch Leber- und Nierenwerte verändert.

 

 

Therapie


Mittel der Wahl zur Therapie der Babesiose sind Carbesia und Imizol. Beide Präparate sind in Deutschland nicht als Tierarzneimittel verfügbar und müssen über die Auslandsapotheke bezogen werden. Je nach Krankheitsbild sind weitere unterstützende Maßnahmen wie Bluttransfusionen oder die Verabreichung von fiebersenkenden Präparaten angezeigt. Bei frühzeitiger Therapie können die meisten Hunde geheilt werden. In der Regel zeigt sich schon 24 Stunden nach der eingeleiteten Behandlung eine Besserung der klinischen Symptomatik.

Infektionen mit kleinen Babesien sprechen auf diese Therapie allerdings nicht an.

 

 

Prophylaxe


Über Frankreich kann ein Impfstoff gegen Babesiose (Nobivac piro) nach Deutschland eingeführt werden und an besonders gefährdete Hunde verabreicht werden. Allerdings verhindert eine Impfung nicht die Infektion. Hunde können trotz Impfung an Babesiose erkranken, generell jedoch dann nur milde Symptome entwickeln.

Achtung!: Bei geimpften Hunden entwickeln sich Antikörper im Blut, die nicht von einer natürlichen Infektion unterschieden werden können!

Carbesia und Imizol können verabreicht werden und schützen den Hund anschließend 2- 4 Wochen vor einer Babesiose.

Wichtig ist die Verhinderung der Übertragung der Babesien durch die Auwaldzecke durch entsprechende Ektoparasitika!

 

 

 

Zoonosegefahr


Menschen sind in der Regel resistent gegen Babesien.
Vereinzelt treten Erkrankungen bei immungeschwächten Menschen auf.

 

 

Quelle/© CanisPro e.V. und mit freundlicher Genehmigung: Parasitenfrei / Bayer Vital GmbH
© Fotos: Prof. Mehlhorn